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Kulturtipps
Theatervergnügen: Goethes Faust – allerdings mit
anderem Text und auch anderer Melodie
Der Goethe-Club e. V. von Kaackenburg bei
Drangstedt spielt, singt und tanzt Goethes Faust.
Durch den Revue ähnlichen Abend führt der
immer launige Moderator Clemens Sienknecht
der zusammen mit Barbara Bürk das Stück
inszeniert hat. Sienknecht taucht beiläufig als
Hexe, Marthe Schwerdtlein und ihr Bruder
Valentin auf. Leider hat der Chor abgesagt, so
müssen die Vereinsmitglieder des Goethe-Clubs tüchtig improvisieren. Aus AC/DCs „Highway to
Hell“ wird „Higway to Faust“, aus Foreigners „Cold as Ice “ wird “Cold as Faust“ oder aus F.R.
Davids „Words don’t come easy“ wird „Faust don’t come easy“. Und wie für einen Heimatabend
typisch wird auch das Publikum mit einbezogen. Eine Zuschauerin beeindruckte durch ihre
Textsicherheit und bekam als Hauptgewinn des Abends eine Sandale von Gründgens aus der
Vorstellung vom 3. Mai 1962 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und vom Publikum
Anerkennungsbeifall.
Der Abends ist urkomisch und doch auch ernsthaft. Als Gretchen voller Verachtung Faust ihr
„Heinrich, mir graut vor dir“ entgegen schmettert verstummt das Publikum. War es ein Zufall,
dass das Stück in Hannover am Weltfrauentag Premiere feierte? Bevor der Vorhang fällt
proklamiert Sienknecht „Der Sinn des Faust liegt im Ermessen des Betrachters". Der beglückte
Faustkenner hat verstanden.
Mit nicht enden wollenden Applaus bedankte sich das Publikum für diesen außergewöhnlich
gelungenen Abend. (Foto oben © Nds. Staatstehater, Foto unten © rb)
Staatsoper Hannover: Das neue Musical „Kasimir und
Karoline“
Mit Kasimir und Karoline erblickt ein neues Musical das Licht der
Musiktheaterwelt. Komponist Jherek Bischoff und die Texter Martin G. Berger
und Martin Mutschler holen den Schauspiel-Klassiker von Ödön von Horváth als
Glam-Pop-Oper in die Gegenwart.
Kasimir und Karoline sind ein Paar – noch. Denn
er ist arbeitslos, wird vielleicht bald abgeschoben,
und da bleibt auch die Liebe nicht unbeschadet.
Beide müssen in verschiedenen Milieus
schmerzhafte Erfahrungen machen. Trotz dieser
Erfahrungen und ihrer Liebe schaffen sie es
einfach nicht, sich am Ende zu versöhnen. Das
wirft einen Blick auf die kaputten gesellschaftlichen Zustände und ist damit erstaunlich aktuell.
Die Inszenierung von Martin G. Berger überträgt das Horváth Stück in eine verführerisch-
gefährliche Nachtclubwelt, in der die Einladung zum Fliegen mehr bedeutet als nur eine Fahrt
mit dem Zeppelin. Hier feiern tanzende Menschen eng umschlungen zu strahlender Popmusik
das Leben und seine Versprechungen – und verlieren sich dabei immer weiter in der Nacht. Das
von Komponist Jherek Bischoff und den Librettisten Martin G. Berger und Martin Mutschler
entwickelte Musical kann junges Publikum begeistern. Musikalisch öffnet sich ein großer Bogen
mal mit großen Orchesterpassagen, mal nur mit Gitarre, mal der Orchesterklang unterlegt mit
elektronischer Musik. Es gibt etliche Songs mit Hitpotenzial. Auf der Bühne erleuchtet ein
komplett mit Glühbirnen besetzter Nachtclub bunt die Partynacht. Über Videoprojektion hat das
Publikum Einblick in die Location. Das Ensemle liefert eine starke Show allen voran Juanita
(Musical-Star Drew Sarich) die als Conférencieuse das Publikum durch die Nacht führt, Dejan
Bućin als Kasimir, Sophia Euskirchen als Karoline und Philipp Kapeller als Student Eugen. Auch
das Niedersächsische Staatsorchester unter der Leitung von Maxim Böckelmann überzeugt wie
auch das Bühnenbild von Sarah-Katharina Karl und die Kostüme von Esther Bialas. Das
Publikum war von „Kasimir und Karoline“ vollkommen begeistert. Es gab langanhaltenden
Applaus und mehrere Vorhänge.
(Foto oben © Nds. Staatstheater, unten © rb)
TfN: The Rocky Horror Show
Richard O’Brian’s Musical „The Rocky
Horror Show“ hat viele Fans und so war
das Gastspiel des TfN im Theatersaal der
Garbsener IGS am 13. Januar 2023
restlos ausverkauft.
Seit über 50 Jahren begeistert „The Rocky Horror
Show“ Fans mit deftigem Humor, sexuellen
Anspielungen und vor allem mit mitreißender Musik so auch in Garbsen. Die Story ist bekannt.
Das frisch verlobte Paar Brad & Janet sucht bei einer Autopanne und Starkregen Zuflucht in
einem Anwesen, wo sie nicht nur auf außergewöhnliche Gestalten und düstere Geheimnisse
treffen, sondern auch ihre eigene Lust entdecken. Zur „Rocky Horror Show“ gehören Kult-Hits
wie der „Time Warp“, „Sweet Transvestite“ und „Hot Patootie“, die von der Band unter der
Leitung von Andreas Unsicker gebührend rockig intoniert das Publikum von seinen Plätzen riss.
Die verteilten Fan Bags mit Luftschlagen, Konfetti, Zeitung, Knicklicht und Tröte taten ihren Teil,
um für Partystimmung zu sorgen. Unter der Inszenierung von Oliver Pauli, der sich sehr an das
Original von Richard O’Brien hielt, lieferten die Darsteller sämtlich eine großartige Show.
Herausragend agierten Daniel Wernecke (Frank’n’Furter), Samuel Jonathan Bertz (Riff-Raff), Louis
Dietrich (Brad Majors), Lucía Bernadas Cavallini (Janet Weiss). Das Bühnenbild (Ausstatter
Sebastian Ellrich) passte sich perfekt der kleinen Bühne der IGS an. Mit tosendem Applaus
bedankte sich das Garbsener Publikum für diese abgedrehte Party. Weitere Aufführungen im
Theater Hildesheim.
(Text/Foto: rb)
Uraufführung TfN: Der Weg zur Hölle ist mit guten
Absichten gepflastert
Stückentwicklung zum Thema Kirche und Missbrauch von Ayla Yeginer, in
Kooperation mit der Universität Hildesheim
2010 wurde erstmals eine größere Zahl von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche in
Deutschland bekannt. Es folgten ein Aufschrei der Öffentlichkeit, das Lauterwerden Betroffener
in allen deutschen Bistümern und der halbherzige Versuch der katholischen Kirche, den Skandal
aufzuarbeiten. Doch wo stehen wir heute in Deutschland beim Thema Kirche und Missbrauch?
Und warum spielt dieses Thema in der gesellschaftlichen Debatte eine so untergeordnete Rolle?
Ayla Yeginer hat sich mit Studierenden auf den Weg gemacht: In monatelanger Recherche
wurden Unmengen an Material gesichtet und zahlreiche Interviews geführt – mit Betroffenen,
Betroffeneninitiativen und Vertreter_innern der Kirche. Die Ergebnisse bilden die Grundlage der
Texte und Szenen, die nun in einer Uraufführung mit dem tfn_schauspielensemble auf die
Bühne gebracht werden. Dabei stehen die Betroffenen im Fokus und ihr Wunsch nach
Gerechtigkeit: Wie steht es um die Aufarbeitung? Welche Rolle spielt Vertuschung? Was macht all
das mit der Glaubwürdigkeit der Kirche? Ein erschreckender und berührender, im besten Sinne
intensiver Theaterabend, der sich als Teil des öffentlichen Diskurses begreift, indem er mit
theatralen Mitteln den Betroffenen Gehör
verschafft.
Recherche und Texte von Kaya Finn, Karl Haucke,
Momo Hegeler, Emily Helmedag, Lina Jung, Paula
Maretzki, Barbara T. Odendahl, Simon Paap und
Ayla Yeginer
Premiere 16. 03. 2024, weitere Termine ab So.
24.03.2024, 19:00 Uhr, Theater Hildesheim
(Text/ Foto © TfN)
Goethes Faust –
allerdings mit
anderem Text und
auch anderer
Melodie
Niedersächsische Staatstheater
Schauspielhaus Hannover
Prinzenstraße 9, 30159 Hannover
Kartenservice
Mo. – Fr. 10 – 18:00 Uhr
Sa. 10 – 14 Uhr
(0511) 9999 1111
The Rocky Horror
Show
Stadttheater Hildesheim
Theaterstraße 6 31141 Hildesheim
Kartenservice
Mo. - Fr. von 10 - 18 Uhr,
Sa. von 10 - 13 Uhr
(05121) 1693 1693
Kasimir und
Karoline
Niedersächsische Staatstheater
Hannover GmbH Opernplatz 1,
30159 Hannover
Kartenservice
Mo. – Fr. 10 – 18:00 Uhr
Sa. 10 – 14 Uhr
(0511) 9999 1111
Der Weg zur Hölle
ist mit guten
Absichten
gepflastert
Stadttheater Hildesheim
Theaterstraße 6 31141 Hildesheim
Kartenservice
Mo. - Fr. von 10 - 18 Uhr
Sa. von 10 - 13 Uhr
(05121) 1693 1693